Die logistische Kette in S/4HANA-Umgebungen wird maßgeblich durch zwei Schlüsselmodule bestimmt: SAP Transportation Management (TM) und SAP Extended Warehouse Management (EWM). Während beide Lösungen in SAP S/4HANA embedded verfügbar sind, bedienen sie unterschiedliche Ebenen der logistischen Wertschöpfungskette – mit klaren Systemgrenzen, aber wachsender Integrationstiefe.
In diesem Beitrag betrachten wir von scmtms.de die funktionalen Unterschiede, technische Überschneidungen, typische Integrationsarchitekturen und Lessons Learned aus der Praxis.

1. Funktionale Abgrenzung: Wer macht was?
Modul | SAP TM | SAP EWM |
---|---|---|
Kernfokus | Planung & Abwicklung von Transporten | Lagerprozesse & Bestandsführung |
Zentrale Objekte | Freight Units, Freight Orders, Transportation Units (TU) | Handling Units (HU), Warehouse Tasks, Warehouse Orders |
Triggerpunkte | Outbound Delivery (ERP / S/4), Sales Orders | Inbound/Outbound Delivery (ERP / S/4), TU-Anlage, HU-Scanning |
Ressourcenplanung | Truck-/Carrier-Optimierung, Scheduling | Lagerressourcen, Kommissionierstrategien, Automatisierung (MFS) |
Expertenhinweis: Während beide Module mit Transport- und Ladeeinheiten (TUs) arbeiten können, sind ihre Definitionen nicht identisch – EWM nutzt TUs für physische Ladehilfsmittel (z. B. LKWs), während TM sie als logistische Transportmittel im Sinne der Transportplanung interpretiert. Hier ist die „neue“ ASR-Schnittstelle nicht berücksichtigt.
2. Embedded oder Dezentral – Architekturentscheidungen
SAP bietet beide Module in zwei Varianten:
- Embedded in SAP S/4HANA – empfohlen für integrierte Szenarien mit moderater Komplexität.
- Dezentral (Sidecar-System) – für hochgradig automatisierte Lager oder transportintensive Konzerne mit eigenem SAP-TM- oder EWM-System.
Was SAP-Architekten beachten sollten:
Kriterium | Embedded | Dezentral |
---|---|---|
Datenreplikation notwendig? | Nein (zentrale Datenhaltung) | Ja (CIF, DRF, iDocs, Web Services) |
Performance bei hohem Transaktionsvolumen | Eingeschränkt | Höher skalierbar |
Zukunftssicherheit (SAP Roadmap) | SAP fokussiert zunehmend auf Embedded | Bestehende dezentrale Systeme bleiben unterstützt |
Projektkomplexität | Reduziert | Höherer Aufwand (Systemintegration, Usermanagement, Monitoring) |
Best Practice: Für viele Unternehmen ist ein „TM embedded“ Szenario ideal in Kombination mit einem „dezentralen EWM“ – insbesondere, wenn das Lager stark automatisiert oder von Drittanbietern betrieben wird.
3. TM & EWM Integration – das Nervensystem der Logistik
Typische Integration: Outbound-Prozess
- Sales Order → Outbound Delivery (S/4 Core)
- Freight Unit-Erzeugung in TM (via OTR/DTR oder direkt)
- Transportplanung in TM: Carrier, Route, TU-Anlage
- TU an EWM übergeben – inkl. geplanten Ankunftszeiten (ETA)
- EWM erzeugt Warehouse Tasks für Verladung
- HU-Scanning & Loading Confirmation in EWM → Rückmeldung an TM
Kommunikation erfolgt über:
- PPF (Post Processing Framework) in EWM für Events wie Loading/Unloading
- BOPF/AET in TM für Lifecycle-Statusmanagement
- BAdIs & Enhancements zur Feinjustierung von Datenübergaben
- Queuing und asynchrone Verarbeitung via qRFC, Web Services oder IDoc (bei dezentralen Setups)
Achtung in Projekten: TU-Nummern, HU-Nummern, und die zugehörige Frachtauftrag-ID (Freight Order) müssen sauber referenziert und synchronisiert werden – sonst drohen Inkonsistenzen zwischen Planung und physischer Abwicklung.
4. Praxiswissen aus Projekten
- Fehlendes Alignment zwischen TM-Planung und Lagerrealität ist ein häufiger Stolperstein. Beispiel: TM plant eine Verladung, aber die Ware ist im Lager nicht verfügbar – Lösung: Verfügbarkeitsprüfung & Statusrückmeldung aus EWM einbauen.
- Batch-Splitting & Serialnummernhandling sind oft kritisch in EWM – und TM muss entsprechend flexibel darauf reagieren (z. B. über Freight Unit Items).
- Dock Appointment Scheduling (DAS) ist sowohl in TM als auch in EWM möglich – aber doppelte Planung muss vermieden werden. Empfehlung: DAS in TM planen, Slot-Info nach EWM übermitteln.
Fazit: Zwei spezialisierte Systeme – nur gemeinsam wirklich stark
SAP TM und SAP EWM sind eigenständige, spezialisierte Lösungen mit klar definierten Aufgaben. Erst im integrierten Zusammenspiel liefern sie die vollständige digitale Kontrolle über Lager- und Transportprozesse – und ermöglichen durchgängige, automatisierte Supply Chains.
Für SAP-Expert:innen ist das Verständnis der Schnittstellen, Datenflüsse und technischen Details entscheidend, um echte Mehrwerte in Projekten zu schaffen.
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