Ein Leitfaden für technische SAP-Verantwortliche, Berater und Basis-Teams
Ein Support Package (SP)-Upgrade in SAP Transportation Management (SAP TM) klingt auf den ersten Blick wie ein reines Techniker-Thema – ist in der Praxis aber ein hochrelevanter Eingriff in ein produktives Logistiksystem. Neue Funktionen, kritische Bugfixes, aber auch potenzielle Inkompatibilitäten: All das bringt ein SP-Upgrade mit sich.
In diesem Beitrag auf scmtms.de zeigen wir dir, wann und wie du ein SP-Upgrade im SAP TM effizient vorbereitest, durchführst und absicherst.

📌 Warum sind SP-Upgrades in SAP TM so kritisch?
SAP TM ist ein hoch integriertes System – von der Auftragsverarbeitung über Transportplanung bis zur Frachtkostenabrechnung.
Ein SP-Upgrade betrifft nicht nur den Code-Stand, sondern auch:
- Fiori-Apps
- Customizing-Tabellen
- BAdIs und User-Exits
- BOPF-Datenmodelle
- Schnittstellen zu SD, MM, EWM, GTS, etc.
Daher gilt: Ein SP-Upgrade ist kein einfacher Klickprozess, sondern ein Mini-Projekt.
🔍 1. Upgrade-Gründe: Wann lohnt sich ein SP-Wechsel?
Nicht jedes Support Package ist ein Pflicht-Upgrade – aber manchmal ist es unvermeidlich oder wirtschaftlich sinnvoll.
Typische Gründe für ein Upgrade:
- Neue gesetzliche Anforderungen (z. B. E-Invoicing, CO2-Reporting)
- Sicherheits-Patches und kritische Bugfixes
- Unterstützung neuer Technologien (z. B. RAP, neue Fiori-Apps)
- Verbesserte Performance bei Frachtkosten oder VSR-Planung
📌 Tipp: Prüfe regelmäßig die SAP-Hinweise zum TM-Release und vergleiche sie mit euren produktiven Schwachstellen oder offenen Tickets.
🧰 2. Vorbereitung ist alles: Was du vor dem SP-Upgrade tun musst
✅ Technische Vorbereitung
- Prüfe aktuelle Version und Ziel-SP-Stand
- Lies die Release Notes und SAP Notes (z. B. per PAM oder ONE Support Launchpad)
- Sichere eine vollständige Systemkopie für Sandbox-Tests
- Stelle sicher, dass Basis-Patches, Kernel und DB-Level kompatibel sind
✅ Fachliche Vorbereitung
- Liste alle betroffenen Geschäftsprozesse auf
- Ermittle die genutzten BAdIs, User-Exits, Custom Fields, Z-Reports
- Identifiziere alle Fiori-Apps und prüfe auf veraltete Services
- Dokumentiere Testfälle für Transportaufträge, Frachtkosten und Carrier-Kommunikation
🧪 3. Teststrategie: So minimierst du das Risiko
Ein SP-Upgrade kann unerwartete Nebeneffekte haben – vor allem in komplexen TM-Prozessen. Daher: Testen, testen, testen.
📋 Test-Schwerpunkte:
- Freight Order Management (inkl. TOR & VSR)
- Frachtkostenfindung & Abrechnung
- BRF+ Regeln (z. B. für Statusänderungen, Partnerfindung)
- Telematik- & Carrier-Integrationen
- Fiori Launchpad & App-Funktionalität
🧪 Tipp: Nutze eCATT oder Testautomatisierung (z. B. CBTA, Tricentis) für Regressionstests – besonders bei globalen Rollouts.
⚙️ 4. Durchführung: Upgrade-Prozess in der Praxis
- Sandbox-Upgrades durchführen (SPDD/SPAU-Prüfungen, BOPF-Anpassungen)
- Entwicklungssystem updaten
- Transportrelevante Objekte aktiv prüfen & re-deployen
- Integrationstests im Q-System (inkl. End-to-End-Kette von SD/MM bis TM)
- Produktiv-Upgrade mit technischem und funktionalem Go/No-Go
📆 Tipp: Plane das Produktiv-Upgrade nicht zu Monatsbeginn oder -ende – viele TM-Prozesse hängen am Rechnungswesen.
🔁 5. Was du nach dem Upgrade nicht vergessen darfst
Nach dem erfolgreichen SP-Upgrade ist die Arbeit nicht vorbei.
📌 To-Do-Liste nach dem Upgrade:
- Fiori-Launchpad neu synchronisieren (
/UI5/APP_INDEX_CALCULATE
) - Caches leeren (z. B. SICF-Cache, UI2/Cache)
- Custom Fields & Logic prüfen und neu aktivieren
- Änderungsdokumentation abschließen
- Schulung/Info für Key User bei veränderten Funktionen
🧠 6. Lessons Learned aus realen Projekten
Häufige Stolperfallen:
- Übersehene Inkompatibilitäten in BAdIs → Abstürze bei TOR-Anlage
- Customizing wurde im SP überschrieben
- BRF+ Regeln nicht neu aktiviert → Frachtkosten fehlerhaft
- Schnittstellen wurden nicht end-to-end getestet
- Fiori-Kacheln zeigen leere Daten → OData-Service neu aktivieren!
✅ Fazit: SP-Upgrades im SAP TM sind Pflicht und Chance zugleich
Mit einem durchdachten Plan, sauberer Vorbereitung und Testdisziplin lassen sich SP-Upgrades im SAP TM effizient umsetzen – und bieten neben Bugfixes oft auch neue Features, die dein Logistiksystem moderner und stabiler machen. Hier haben wir euch einige Punkten, Hinweise und Tipps zusammengestellt, viel Erfolg beim nächsten SP-Upgrade!
FAQ – die wichtigen Fragen & Antworten zu SAP TM
Was unterscheidet TM Basic von TM Advanced?
TM Basic bietet schlanke, integrierte Basisfunktionen.
TM Advanced enthält Funktionen für komplexe Logistiknetzwerke und erfordert zusätzliche Konfiguration – z. B. erweiterte Charge Calculation, Optimizer-Steuerung usw.
Mehr dazu in unseren Blogartikel "SAP TM - Basis vs Advanced".
Welche Unterschiede gibt es zwischen SAP TM Standalone und Embedded in S/4HANA?
SAP TM Standalone: Früher eigenständiges System (oft in Kombination mit ECC), mit separatem Betrieb.
SAP S/4HANA Embedded TM: Heute Standard, direkt in die S/4HANA-Umgebung integriert, mit enger Verzahnung zu anderen Modulen.
👉 Vorteil: Weniger Schnittstellen, konsistente Stammdaten, höhere Performance.
Mehr Infos dazu in unseren Blogartikel "SAP TM embedded vs standalone".
Wie kann ich mein Wissen in SAP TM vertiefen?
Offizielle SAP Learning Hub Inhalte
SAP PRESS Bücher wie Transportation Management in SAP S/4HANA (hier im Rheinwerk 365 Abo verfügbar)
Espresso Tutorials für kompakte und praxisnahe SAP TM Inhalte (zum Abo)
Teilnahme an DSAG-Arbeitskreisen oder SAP-Events
👉 Fazit: Für SAP TM Experten ist tiefes Modul- und Integrationswissen entscheidend. Erfolgreiche Projekte erfordern neben technischer Expertise auch Prozessverständnis und Change Management.
Welche Best Practices und Hilfsmittel gibt es für TM-Konfiguration und Migration?
- Nutzt BC Sets aus OSS Notes für schnellere Implementierung. Jetzt mehr zu Best Practices erfahren!
- Tools wie Migration Cockpit, Readiness Check, Custom Code Migration App und Rapid Deployment Services sind enorm hilfreich in Migrationsprojekten. Weitere Infos in diesem Blogartikel zur Migration von SAP TM 9.x zu S/4HANA.
Was macht ein SAP TM Berater?
Ein SAP TM Berater unterstützt Unternehmen bei der Einführung, Konfiguration und Optimierung von SAP Transportation Management. Zu den typischen Aufgaben gehören:
Analyse und Design von Transportprozessen
Customizing von TM (z. B. Charge Management, Optimizer, Freight Order Management)
Integration mit EWM, SD, MM, GTS und FI/CO
Schulung von Key-Usern und Anwendern
Unterstützung bei Migrationen (z. B. von TM 9.x auf S/4HANA TM)
Technisch orientierte Berater:innen übernehmen oft auch Schnittstellenentwicklung (PI/PO, CPI) oder Erweiterungen via ABAP/RAP.
👉 Kurz gesagt: Ein SAP TM Berater verbindet tiefes Prozesswissen in der Logistik mit technischem SAP-Know-how, um End-to-End Transportlösungen umzusetzen.
Wie viel verdient ein SAP TM Berater?
Das Gehalt hängt stark von Erfahrung, Region und Spezialisierung ab. Orientierungswerte:
Einsteiger (0–2 Jahre Erfahrung): ca. 50.000 – 65.000 € p. a.
Erfahrene Berater (3–7 Jahre Erfahrung): ca. 70.000 – 95.000 € p. a.
Senior Consultants & Projektleiter (>8 Jahre Erfahrung): 100.000 €+ p. a.
Freelancer: Tagessätze zwischen 800 – 1.200 € sind im SAP TM Umfeld realistisch, da Spezialist:innen sehr gefragt sind.
👉 Aufgrund der hohen Nachfrage nach TM-Expert:innen (besonders bei S/4HANA-Migrationen und EWM-Integrationen) zählt SAP TM zu den lukrativsten SAP-Beratungsfeldern.
Über den Autor – Andreas Böhm
Andreas Böhm ist langjähriger SAP-Experte und Blogger mit Schwerpunkt auf SAP Logistik, Transportmanagement (SAP TM) und angrenzende Module. Seit vielen Jahren begleitet er Unternehmen in SAP-Einführungsprojekten, Rollouts und Systemoptimierungen.
Mit scmtms.de betreibt er eine der bekanntesten deutschsprachigen Plattformen rund um SAP TM, EWM und angrenzende SAP-Themen. Sein Fokus liegt auf praxisnahen Tipps, fundierten Erfahrungsberichten und der kontinuierlichen Weiterbildung in der SAP-Welt.