Warum ist SAP so schwer zu lernen?

Eine Analyse für Einsteiger, Berater und Entscheider

SAP gilt weltweit als der führende Anbieter von Unternehmenssoftware – aber genauso oft hört man: „SAP ist unübersichtlich, veraltet und schwer zu lernen.“ Doch woran liegt das wirklich?

Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe, Systemarchitektur und Lernhürden von SAP, erklärt die Komplexität – und zeigt, wie man sie systematisch überwinden kann.


🔍 1. Was ist SAP überhaupt?

Bevor man die Lernkurve bewertet, muss man verstehen, was SAP ist:

SAP ist kein einzelnes Programm. Es ist ein gigantisches Ökosystem aus Modulen, Funktionen, Erweiterungen und Technologien, die in globalen Unternehmen verschiedenster Branchen laufen.

Ein SAP-System (z. B. S/4HANA) umfasst Dutzende Module wie zum Beispiel:

  • Logistik (TM, EWM, MM, SD)
  • Finanzen (FI, CO)
  • Personalwesen (HCM, SuccessFactors)
  • Technologieplattformen (BTP, ABAP, Fiori, UI5)

➡️ Wer SAP lernen will, muss zuerst seinen „Ausschnitt“ bzw. sein Modul finden und seine Weg hier definieren. Und genau hier beginnt die Überforderung.


⚙️ 2. Die technische Komplexität

SAP ist ein technisch tief integriertes System – und zwar aus folgenden Gründen:

FaktorBeschreibung
ModularitätSAP besteht aus dutzenden Modulen, die fachlich und technisch stark voneinander abhängen.
TransaktionsorientierungViele Aufgaben werden über kryptische Transaktionscodes erledigt (z. B. /SCMTMS/PLNROUTE).
CustomizingFast alles ist konfigurierbar – aber erfordert tiefes Prozessverständnis.
Mehrschichtige ArchitekturSAP besteht aus Backend (ABAP), Middleware (RFC, OData), Frontend (Fiori, GUI), was technisches Wissen voraussetzt.

🧠 3. Kognitive Überforderung: Terminologie, UI, Prozesse

SAP verwendet eigene Begriffe, eigene Benutzeroberflächen und eigene Logiken – häufig sehr weit weg von dem, was man aus Excel, Webapps oder herkömmlicher Software kennt.

Beispiele:

  • Ein „Verkaufsbeleg“ ist plötzlich eine VA01
  • „Material“ meint in SAP mehr als ein Produkt
  • „Mandant“ heißt in SAP nicht „Kunde“, sondern eher die Datenbankpartition

Dazu kommt:

  • Die klassische SAP GUI ist nicht intuitiv (viele Tabs, viele Felder)
  • Die moderne Fiori-Oberfläche wirkt manchmal wie ein „Hybrid“ zwischen App und ERP, ist aber auch nicht immer selbsterklärend
  • der NWBC ist benutzerfreundlicher aber ein Auslaufmodell

🔄 4. Die reale Lernumgebung: fragmentiert & trocken

Die Realität für Lernende:

  • Schulungen sind oft generisch, teuer und nicht praxisnah
  • Zugänge zu echten SAP-Systemen sind schwer verfügbar
  • Offizielle Dokus (Help.sap.com) sind technisch, aber oft nicht verständlich für Einsteiger
  • Youtube- oder Blog-Videos sind oft veraltet, unvollständig oder zu spezifisch
  • es ist ein tag täglicher Lernprozess

Das bedeutet: SAP zu lernen ist selten ein linearer Weg – sondern ein Trial & Error zwischen Theorie, Systemzugang und Expertenforen.


📉 5. Keine Trennung von Prozess & Technik

SAP zwingt seine Nutzer, Fachprozesse UND Technik gleichzeitig zu verstehen:

Beispiel: SAP TMBenötigtes Wissen
TransportplanungsprozesseLogistik-Know-how
FrachtkostenermittlungAbrechnung & SAP Customizing
SAP TM SystemnavigationSAP GUI, Fiori, Worklists
Integration mit EWM, SD, MMSystemlandschaft + Schnittstellenverständnis

Das ist, als würde man gleichzeitig Buchhaltung lernen UND die Finanzsoftware selbst konfigurieren – kaum ein anderes System verlangt das so früh und so intensiv.


✅ Fazit: Warum SAP schwer ist – und wie man es trotzdem lernen kann

SAP ist schwer, weil:

  1. Es kein Produkt, sondern ein Ökosystem aus zahlreichen Modulen ist
  2. Es gleichzeitig Prozesswissen & Technik verlangt
  3. Es keine intuitive Benutzerführung bietet
  4. Die Lernressourcen zersplittert und trocken sind
  5. Systemzugänge rar und kaum realistisch nutzbar sind

💡 Wie man SAP besser lernt – 5 Empfehlungen:

  1. Wähle deinen Fokus: z. B. SAP TM für Logistik, SAP FI für Finanzen – nicht alles auf einmal!
  2. Nutze praxisnahe Blogs & Youtube-Kanäle (z. B. SCMTMS.de 😉)
  3. Besorge dir eine SAP-Lernumgebung (z. B. SAP Learning Hub, OpenSAP oder Trials mit CAL)
  4. Lerne in Prozessketten: z. B. „Transport anlegen → Frachtkosten berechnen → Lieferung buchen“
  5. Baue ein Netzwerk auf – SAP-Community, LinkedIn-Gruppen, Stammtische

✍️ Über den Autor

Dieser Beitrag wurde verfasst von Andreas Böhm, SAP TM-Berater mit über 10 Jahren Erfahrung in Implementierungs- und Integrationsprojekten. Auf SCMTMS.de teilt er praxisnahes Wissen rund um Transportmanagement, BTP, Fiori und mehr.

FAQ – Häufig gestellte Fragen & Antworten

Ja! SAP bietet mit learning.sap.com viele kostenlose Kurse und Learning Journeys. Besonders für Einsteiger sind diese Ressourcen ideal. Wer tiefer einsteigen möchte, sollte über Fachliteratur, den Learning Hub oder ein Digital-Abo nachdenken.

Für Einsteiger sind praxisnahe Werke ideal, die Grundlagen leicht verständlich erklären. Empfehlenswerte Verlage:

Ein Digital-Abo wie das Rheinwerk 365 SAP PRESS Abo oder das Espresso Tutorials Flatrate-Abo bietet:

  • Zugriff auf Hunderte von SAP-eBooks und Online-Kurse

  • Immer aktuell durch Neuerscheinungen

  • Deutlich günstiger als Einzelkauf

  • Praktisch auf allen Geräten nutzbar

Das hängt stark vom Lernziel ab:

  • Grundlagenwissen (Navigation, erste Prozesse) → wenige Wochen

  • Modulspezifisches Wissen (z. B. SAP MM, SD, FI) → mehrere Monate

  • Expertenniveau mit Customizing & Projekterfahrung → Jahre
    Mit strukturierten Lernpfaden, Büchern und Kursen lässt sich der Lernprozess deutlich beschleunigen.

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